Mitreißend bis zur letzten Minute
Würzburger Gospel-Chor „Voices“ feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum
Dass er jemals in einem Chor singen würde, hätte Rolf Schlegelmilch früher nie gedacht. Dann hörte er die „Voices“. Und fing Feuer. Das war 2001 – genau vier Jahre nach der Gründung der „Voices“ als sozial-integratives Projekt am Würzburger Heuchelhof. Letztes Jahr hätte der Gospel-Rock-Pop-Chor demnach 25-jähriges Jubiläum feiern können. Corona verhinderte dies. Darum wird das Jubiläum in diesem Jahr nachgeholt. Mit einem Best of-Benefizkonzert am 20. Oktober in St. Stephan als Highlight.
Oft heißt es, dass Menschen nicht mehr gern viel Zeit investieren mögen in langfristige Initiativen. Projektarbeit ist en vogue. Man macht mal kurz mit. Und steigt dann wieder aus. Für die „Voices“ gilt das nicht. Viele der 80 Sängerinnen und Sänger sind über viele Jahre dabei, berichtet Fred Elsner, der den Chor seit 2000 künstlerisch leitet. Parallel zur Zahl der Sängerinnen und Sänger wuchs auch der Bekanntheitsgrad. Heute sind die „Voices“ aus der Würzburger Chorlandschaft nicht mehr wegzudenken. Auch die Einnahmen aus den Benefizkonzerten, die an soziale, kirchliche und künstlerische Projekte fließen, nahmen sukzessive zu. Bis heute kamen etwa 150.000 Euro zusammen.
Jenseits der Klassik angesiedelt, hat das, was die „Voices“ darbieten, doch nichts mit seichter Unterhaltungsmusik zu tun. Fred Elsner beschreibt die Probenarbeiten an jedem Dienstagabend als intensive Suche: „Wir gehen der Frage nach, was jedes einzelne Stück erzählen möchte, was jedes einzelne Stück von uns als Chor will.“ Den tieferen Gehalt eines jeden Gospels, eines jeden Pop- und Rocksongs gesanglich herauszuarbeiten, darin besteht der Ehrgeiz des Würzburger Profimusikers. An dieser intensiven „Sucharbeit“ liegt es letztlich, dass der Funke immer im Nu überspringt. Und Lieder oft bis hin zu Tränen rühren.
Die Corona-Krise sorgte für einen Stillstand, die Probearbeiten gerieten ins Stocken. Allerdings nur sehr kurz, berichtet Rolf Schlegelmilch aus der jüngsten Phase der bewegten Chorgeschichte: „Nach drei Monaten begannen wir, online zu proben.“ Gerade in der Krisenzeit zeigte sich, wie stark die Bande der über 25 Jahre hinweg zusammengewachsenen Chorgemeinschaft war. Selbst weniger internetaffine Sängerinnen und Sänger ließen sich auf die Online-Proben ein. Man sang zusammen. Eignete sich virtuell neues musikalisches Wissen an. Und unterstützte sich auch persönlich weit über die künstlerische Arbeit hinaus.
Auch wenn die Umstände vielen Plänen zuwider waren, nicht zuletzt mit Blick auf das Chorjubiläum, das bereits 2022 hätte gefeiert werden sollen, gingen die „Voices“ doch gestärkt aus der Krise hervor. Während sich andere Vereine auflösen mussten, weil sich zu viele Mitglieder durch die Lockdowns an andere Freizeitaktivitäten gewöhnt hatten, verließ kaum ein Sänger die „Voices“ – im Gegenteil, es kamen neue dazu. Inzwischen sorgten schon wieder mehrere Konzerte für Begeisterung. Und auch am Jubiläumskonzert, das die Geschichte der „Voices“ nacherzählt, wird eifrig getüftelt. Der Erlös wird diesmal der Erwachsenenbildung des Rudolf-Alexander-Schröder-Hauses zugutekommen.
Fans des Chors schwärmen, dass jedes Konzert das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mitnimmt. Das liegt vor allem daran, dass die Lieder sehr unterschiedlich arrangiert und interpretiert sind. Im allerbesten Sinne erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer ein Wechselbad der Gefühle. Sie sind in einem Augenblick glücklich, erleben im nächsten Moment Melancholie, verspüren Traurigkeit und dann wieder pure Lebenslust.
Das Konzert mit VOICES findet statt am Freitag, 20.10.2023, in der Kirche St. Stephan, Wilhelm-Schwinn-Platz, Würzburg. Konzertbeginn ist um 19:00 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr. Der Eintritt ist frei; um Spenden für die Erwachsenenbildung am Rudolf-Alexander-Schröder-Haus wird gebeten.